Wer sich in meiner geliebten Heimat der Pfalz und insbesondere rund um die Weinstraße häufiger herumtreibt, der hat sicher schon festgestellt, dass manche “hotspots” zwar sehr zahlreich und schön sind, aber leider auch häufig doch etwas zu stark frequentiert.
Nicht, dass ich diese geselligen Stelldicheins nicht mögen würde, aber manchmal kann man das Gläschen Wein doch angenehmer genießen, wenn man nicht beschallt, angerempelt oder eben lange auf ein freies (Sitz-)Plätzchen warten muss. Aber jedem das seine!
So war ich durchaus entzückt, dass ich euch heute mal wieder einen kleinen Insidertipp präsentieren kann! Und glaubt mir, auch wenn es hier richtig viele, schöne Fleckchen gibt – in diese “Oase der Ruhe”, um es mal mit den Worten der freundlichen Gastgeberin des Abends, Bettina Bürklin-von Guradze, zu sagen, verirrt man sich nicht versehentlich. Dieses hübsche Kleinod muss man gezielt ansteuern. Und auch noch von der Straße vor der Vinothek Dr. Bürklin-Wolf hat man nicht annähernd eine Vorstellung, was sich hinter den ehemaligen Pferdestallungen schönes verbirgt!
Bei über 30 Grad machte ich mich quer durch den Pfälzerwald also auf in “alte Heimatgefilde” ins beschauliche Wachenheim, um mir anzuschauen, was da für ein schönes Fleckchen entstanden ist.
Wir, ein kleines Grüppchen interessierter und geladener Menschen, erkundeten also gemeinsam mit der Hausherrin das kleine, geschaffene Paradies. Selbst die (immer noch) glühende Sonne hielt uns nicht davon ab die Ruhe und kleine Auszeit im Grünen zu genießen.
Seit 1990 führt Bettina Bürklin-von Guradze das Weingut ihres Vaters weiter und stellt an sich und ihre Weine hohe Anforderungen. Als einziges, deutsches Weingut wurde Dr. Bürklin-Wolf in den Kreis französischer Winzer der “Biodyvin” aufgenommen. Sie verfolgen den Ansatz der Biodynamik – den Wein also unter ökologisch nachhaltigem Handeln zu produzieren im Einklang mit der Natur und so erstklassige Weine mit Charakter zu schaffen. Sicherlich kein einfacher, kurzer Weg, jedoch meines Erachtens absolut der richtige Ansatz.
Im kurzweiligen Gespräch mit Bettina Bürklin-von Guradze wird mir schnell klar, dass das kein geschäftspolitischer Ansatz ist, der mal so eben aus marketingtechnischen Gründen ins Feld geworfen wird. Diesen Weg muss man wollen. Bettina Bürklin-von Guradze verfolgt die Leitung des Weinguts nach dem Prinzip: Zurück zu den Wurzeln! Sowohl über die Pflanze und ihre Wurzeln muss nachgedacht werden und konsequenterweise das natürliche Umfeld gestärkt werden. Der tiefe Boden sichert den Weinreben auch in regenarmen und trockenen Zeiten wie momentan den Zugang zu Wasser. Um echten Spitzenwein zu schaffen ist ökologischer Anbau der einzige Weg.
Wie wir da so im Schatten saßen und den Blick Richtung Spitzenterroir schweifen lassen konnten, habe ich schnell verstanden, was Frau Bürklin-von Guradze hier bieten kann: Ruhe. Kein überlaufenes Örtchen, sondern ein Ort zum Verweilen und Seele baumeln lassen.
Die Vinothek bietet Wein an, jedoch keine kulinarische Verköstigung. Man ist hier nicht abgelenkt oder gestört durch Beschallung oder Menschenmassen. Mir gefällt es direkt so gut, dass ich ein bisschen traurig bin, dass ich mit dem Auto gekommen bin und keine Picknickdecke im Gepäck habe.
Jedes erste Wochenende des Monats gibt es kulinarische Unterstützung und ein Foodtruck sorgt für passende Weinbegleitung. Einmal jährlich wird sogar ein Picknick angeboten und vorab können gut bestückte Körbchen vorbestellt werden. Ich kann mir direkt vorstellen hier auf der Decke zu sitzen und mit Freunden (und dem einen oder anderen Weinchen) die Zeit zu vergessen.
Wer sich selbst einmal in dieses wunderbare Grün begeben möchte, kann das übrigens täglich von 11-18 Uhr tun. Bereits vor fast einem Jahr wurde die neue Vinothek mit dem Englischen Garten eröffnet, aber zum Glück wirkt es zumindest so, als ob sich dieser Geheimtipp noch nicht so herumgesprochen hat ;-).
Auch bei über 30 Grad mundet mir erfreulicherweise gut gekühlter Weißwein enorm. Das Weingut Dr. Bürklin-Wolf hat sich auf Riesling spezialisiert. Und das nach dem Motto: “Je reifer desto Riesling!” Ich gehe ganz klar konform. Der 2014er ist auch mein (bisheriger) Favorit. Dass ich Weißwein bevorzuge, hat sich ja vielleicht eh schon bei euch herumgesprochen, aber ich muss definitiv gestehen, dass ich von diesem gereifteren Riesling überrascht war.
Zum Weinjahr 2018 wollte Bettina Bürklin-von Guradze eigentlich noch nichts verraten – die ersten vier Wochen nach der Ernte werden es zeigen – aber bisher verspricht es ein unkomplizierter, vielversprechender und gesunder Jahrgang zu werden. Ich drücke auf jeden Fall alle Daumen, dass die heftigen Gewitterfronten ausbleiben.
Weingut Dr. Bürklin-Wolf
Ringstraße 4
67157 Wachenheim an der Weinstraße
Anmerkung: Zu diesem Presse-Afterwork wurde ich freundlicherweise eingeladen vom Weingut Dr. Bürklin-Wolf. Vielen Dank an dieser Stelle für die Einladung! Meine Meinung über diese Location und auch den Wein bilde ich mir selbstverständlich selbst. Dieser Beitrag entstand anschließend aus eigener Initiative und Motivation, weil es da einfach schön war.