Heute gibts einen ausführlichen Bericht über den Kochwettbewerb “Deutscher Meister der Hobbyköche” vom letzten Samstag in Hamburg, bei dem ich es mit Herrn W. ins Finale geschafft habe.
Eigentlich rauscht mir noch so richtig der Kopf und ich bin noch ganz euphorisch von diesem schönen Event. Auf Facebook und Instagram habe ich ja schon ein bisschen verraten, was da so los war, aber diesem tollen Wettbewerb und vor allem dem “Drumherum” möchte ich hier auf jeden Fall genug Raum geben.
Nachtrag: Hier übrigens auch das Video zu diesem Wettbewerb!
Auf viele interessante Fragen werde ich eingehen:
- Wie kocht es sich in 30 m Höhe in einem schwebenden Glas-Kubus (okay, er hängt an einem Kran befestigt…) auf kleinstem Raum trotz Höhenangst?
- Wie geht so ein Kochwettbewerb vonstatten?
- Wie sind denn Johann Lafer (Starkoch), Will Bruckbauer (Gründer und Geschäftsführer von BORA) und Jan Spielhagen (Chefredakteur von BEEF! und essen&trinken) so drauf?
- Wird das Essen auch alles aufgegessen?
- Warum geht das denn den ganzen Tag bzw. was macht man, wenn man gerade nicht kocht?
Diese und viele weitere Infos gibts hier, deswegen wirds heute etwas länger, aber dranbleiben lohnt sich!
Zunächst aber erstmal: Danke an alle, die diesen tollen Wettbewerb ermöglicht haben, an sämtliche Beteiligte, die durch die Bank so nett zu uns gewesen sind und uns wirklich (bis aufs Kochen ;-)) alles abgenommen und organisiert haben!
Bereits zum dritten Mal suchte Bora den “Deutschen Meister der Hobbyköche” und hatte sich für dieses Jahr etwas ganz Besonderes überlegt. Aber ich will von vorne anfangen…
Schon zweimal habe ich online diesen hochkarätigen Wettbewerb gespannt verfolgt und hatte direkt Lust mich zu bewerben, als Bora den Startschuss für die diesjährige Ausschreibung gab.
Aber die Bedingungen waren nicht ohne: Ein selbstkreiertes Drei-Gang-Menü für vier Personen war gefordert. Der Clou daran – es sollte schnelle (aber auch leckere) Küche sein. Das Konzept 10 l 10 von Bora funktioniert so, dass insgesamt in maximal 20 Minuten das Essen (pro Gang versteht sich) – also zehn Minuten für die Vorbereitung und zehn Minuten Kochzeit – auf dem Tisch steht. Es durften ausschließlich Induktion, Wok und Grill genutzt werden. Backofen und Dampfgarer waren ausgeschlossen, jedoch war dafür ein Kochen zu zweit erlaubt.
Na, was würdet ihr in der kurzen Zeit kochen?
Tja, genau dieses Thema fand ich äußerst spannend und so hat es in meinem Köpfchen eine ganze Weile gerattert. Ich habe mir ein Menü ausgedacht, herumprobiert und schließlich final gekocht und fotografiert. Das Gesamtwerk habe ich dann bis zum 30. Juni eingereicht, dann hieß es warten und eines Tages kam tatsächlich der heißersehnte Anruf, dass ich es ins Finale geschafft habe.
Tatsächlich muss ich gestehen, dass ich erst dachte, es wäre ein Telefonstreich und eine Freundin würde sich einen Scherz mit mir erlauben. Ihr wisst ja vielleicht wie das ist: Man wünscht sich etwas so sehr und kann es dann kaum fassen, wenn es dann wirklich wird ;-).
Die nächsten Tage werde ich mein eigens ausgedachtes Menü inklusive Rezepte auch nach und nach hier veröffentlichen. Heute wird es hier aber erstmal um den Wettbewerb an sich gehen.
Überlegt hatte ich mir, dass so ein Menü ja bestimmt besser ankommt bei der Jury, wenn es einen roten Faden gibt. Und da habe ich mich für ein pfälzisch-italienisch angehauchtes Menü entschieden. Einfach deshalb, weil beide Küchen und Regionen enorm lecker sind. Wobei es mir nicht einfach um Fusionküche ging, sondern ich wollte mir einfach das Beste aus beiden Ecken der Welt herauspicken. Alles Nähere zu meinem Essen, folgt hier auf dem Blog in den nächsten Tagen!
Hier also mein Vizemeister-Menü für den Wettbewerb im Überblick:
(sobald ich die Rezepte veröffentlich habe, werde ich verlinken)
Italien-Pfalz-Fusion
Vorspeise: Panzanella mal anders und Polpette di Salmone
Hauptspeise: Haselnuss-Tagliatelle mit Steinpilzen, Balsamico-Kirschen und Wachtel
Nachspeise: Ricotta-Pannekuche mit Trauben-Ragout und Riesling-Zabaione
Direkt in der Nacht, nachdem ich die frohe Botschaft, dass ich es ins Finale geschafft habe, erhalten habe, habe ich schon gleich geträumt, dass ich koche und es einfach nicht schaffe fertig zu werden in der vorgegebenen Zeit… Und sind wir ehrlich – zwanzig Minuten ist schon eine kurze Zeit. Vor allen Dingen, wenn man ja das Beste geben will!
Herr W. und ich haben also das bis zu diesem Zeitpunkt erst zweimal gekochte Menü doch noch zwei weitere Male komplett gekocht. Mit der Eieruhr nebendran. In zwanzig Minuten (und bei einem doch recht ambitionierten Arbeitspensum) muss wirklich jeder Handgriff sitzen und ich fühlte mich mit etwas “Training” zumindest ein wenig wohler.
Nun konnte der 19. August und der Wettbewerb kommen. Herr W. und ich (klaro, dass Herr W. meine “Küchenunterstützung” ist, ne? 😉 Ohne ihn, wäre ich wahrscheinlich eh vor Aufregung umgefallen.) reisten also nach Hamburg und hatten am Vorabend Zeit uns den Ort des Geschehens schonmal anzusehen…
Wobei wir da schon zum “Highlight” kommen. Der Wettbewerb fand in Hamburg bei den Deichtorhallen statt. Nicht nur, weil es da so schön ist, sondern auch, weil Bora hier ihren Cooking Truck aufgestellt hat und der Hauptgang in dieser gläsernen Küche hoch in der Luft zuzubereiten war.
Wer mich kennt, weiß, dass ich Achterbahn, Kettenkarussell und Co. liebend gerne von weitem bewundere. Mit gebührendem Abstand. Fliegen geht so, weil ich mir da einreden kann, dass ich “festen” Boden unter den Füßen habe (klappt so lange, bis es Turbulenzen gibt…).
Aber ich will euch nicht mit Details langweilen. Mir rutschte nur gehörig das Herz in die Hose. Aber hilft ja alles nix. Ich hätte niemals meine Finalteilnahme abgesagt, nur weil ich eben in the air kochen muss. Bin ja schon groß! 😉
Am nächsten Morgen genossen wir noch ein schönes Frühstück bei strahlendem Sonnenschein, um dann anschließend zusammen mit den anderen Teilnehmern zu den Deichtorhallen aufzubrechen. Ich war doch sehr beruhigt, als ich festgestellt habe, dass die anderen beiden entspannt und sehr freundlich waren und keiner der Teilnehmer eine verbissene Spaßbremse, der nur über den eigenen Sieg nachdenkt. Das trug doch sehr zur angenehmen Grundstimmung bei.
Und sind wir mal ehrlich: Wir wurden alle drei fürs Finale nominiert, weil alle drei Menüs schon überzeugt haben. Jetzt spielten nur noch Nuancen eine Rolle. Okay, ich hatte noch die Sorge, dass ich ausfalle, wenn der Truck hochgezogen wird und ich einfach neben dem Herd ohnmächtig daniedersegele…!
Ausgestattet mit schicken Kochjacken (habt ihr gesehen, dass da MEIN Name draufsteht…???!!! Himmel, bin ich kindisch, aber ich fand das soooo cool!) und Kochschürzen und nach einer sehr herzlichen Begrüßung durch die Organisatoren und natürlich auch durch die dreiköpfige Jury, machten wir uns zunächst einmal mit unseren Koch-Arbeitsplätzen am Boden für Vor- und Nachspeise vertraut. Anschließend gingen wir Zutaten und benötigtes Equipment durch. Jedes Team hatte seinen eigenen Arbeitsbereich.
Zum Warmwerden wurde nun eine “Probefahrt” up in the air gemacht… Stellt euch kurz bildlich vor: Evchen steht in diesem zugegebenermaßen wunderschönen und mit einer ultramodern ausgestatteten Küche ausgestatteten schicken Glas-Kubus, versucht zu lächeln (man will ja seine Schwächen extrem gern zugeben) und hält sich krampfhaft mit beiden Händen an der Arbeitsplatte fest, während das Ding gemächlich auf 30 m (!!!) Höhe gezogen wird. An einem Kran. Ihr merkt – das war genau mein Ding.
Bei der ersten Fahrt bin ich halb gestorben. Leider muss ich gestehen, dass das an mir lag… Der Cooking Truck hat sehr ruhig in der Luft gehangen und wirklich nur minimal gedreht und sich bewegt. Deshalb höre ich auch sofort auf mit meinem Selbstmitleid. Ich wusste ja, was auf mich zukommt. 😉
Ich habe dann einfach in die Ferne geschaut, die Aussicht genossen und es tunlichst vermieden direkt auf den Boden unter uns zu schauen. Witzigerweise habe ich dann später, als wir dann “hoch mussten” überhaupt nichts negatives mehr gemerkt… ich war völlig im “Kochtunnel”.
Und schon war es Zeit für den ersten Gang! Ich zitterte wie Espenlaub. Es war ja nicht unser erster Kochwettbewerb und trotzdem habe ich immer den Eindruck, dass mein Körper trotzdem Spaß an maximaler Adrenalinausschüttung und Lampenfieber hat. Herr W. und ich arbeiteten im Akkord und die zwanzig Minuten waren wie im Flug um. Nun wurden drei Teller direkt für den Jurytisch von mir serviert und der vierte direkt an den Fotografen weitergereicht. Verstohlen schaute ich aus der Entfernung immer mal wieder zum Jurytisch. Lippenlesen war leider bisher noch keine von mir geübte Disziplin, also hieß es warten, da auch die Zwischenergebnisse nicht verkündet wurden.
Die Jury, die uns immer auf die Finger bei der Zubereitung schaute, war zum Glück sehr freundlich und nicht distanziert, sodass ein angenehmes Koch-Klima aufkam. Wobei ich schon gestehen muss, dass es schon was SEHR besonderes, ist wenn insbesondere Johann Lafer sich ansieht wie man gerade die Schalotte “fein” würfelt und ich ein klitzekleines bisschen nervös wurde.
Nun wurde gelost und die Teams durften nacheinander in den “Container”, um jeweils ihre eigenen Hauptgerichte für die Jury zu zaubern. Wir waren als zweites Team an der Reihe und ich war ganz froh, dass ich noch kurz verschnaufen konnte. Mir war bei der ersten Fahrt nach oben nämlich schon ganz schön flau geworden.
Auf einem Monitor konnten wir verfolgen wie sich das erste Team, Sven und Johanna, in der Luft schlagen. An Bord waren jeweils immer die beiden Teammitglieder, die Jury und natürlich der Fotograf und die Jungs, die filmten. Okay, sehr viel mehr Platz wäre auch nicht gewesen… 🙂
Dann waren wir an der Reihe und mir haben die Knie geschlottert. Herr W. und ich richteten uns den Arbeitsplatz ein und schauten uns nochmal den Herd und das Equipment an. Natürlich ist in dem Kubus auch das allerneueste Bora-Abzugssystem verbaut. Ich hatte vorher schon überlegt, ob es in dem kleinen Glas-Container nicht doch Probleme mit Dampf/Qualm und Co. gäbe, wenn man INTENSIV kocht, jedoch haben wir wirklich heftig gekocht – spätestens beim Ablöschen der Kirschen und beim Anbraten der Wachtel, war der Härtetest bestanden. Wer immer noch behauptet, diese Dunstabzugshauben hätten nix drauf, hat es noch nicht ausprobiert.
Aber hier soll es nicht um Dunstabzugshauben oder den ultragroßen Herd gehen (hach, so eine Wokstation und ein Grill noch nebendran… das wär schon auch zu Hause nett…), sondern natürlich um den anspruchsvollen Kochwettbewerb. Die Stimmung beim Hauptgang war ziemlich gut, da die Jury dieses Mal (zwangsläufig) noch näher am Herd war und hautnah alles miterlebte, aber auch Herr W. und ich merkten, wie entspannt, unaufgeregt und sympathisch die drei waren. Spätestens als Johann Lafer und Willi Bruckbauer mir so lieb zur Seite standen und meine persönlichen Differenzen mit der Herdtechnik nicht nur weglächelten, sondern auch sofort die eigentlich von mir gewünschte Temperatur auf den fünf Platten einstellten und immer wieder nachjustierten, war das Eis gebrochen. Tja, ist schon was anderes, als auf gewohntem Terrain zu kochen ;-). Okay, und Herr W. kann geschmeidigen Pastateig in einer abartigen Geschwindigkeit herstellen. Das muss einfach mal gesagt sein.
Es war vereinbart, dass das Team den Cooking Truck genau dann auf den Boden absetzt, wenn die Zeit abgelaufen ist. Und auch wenn ich es im Nachhinein immer noch nicht glauben kann, aber ich habe überhaupt keine Augen für die Höhe oder irgendwelche Abgründe gehabt. Unser Hauptgang hat wirklich auf die Sekunde hingehauen und ich hatte nicht den Hauch einer Gelegenheit die Aussicht überhaupt wahrzunehmen.
Nachdem Team 3 mit Michael und Theresa ebenfalls den Hauptgang bestritten hat, durften alle kurz durchatmen und sich seelisch und moralisch auf den letzten Gang vorbereiten. Ich war schon seeehr erleichtert, da der Hauptgang bei uns zeitlich wirklich am kritischsten bemessen war und wir ihn erfolgreich gemeistert haben (aka: es war rechtzeitig etwas Ansprechendes und Essbares auf den Tellern ;-)).
Während des Desserts verabschiedete sich leider ein Teil der Herdfunktion und die Ricotta-Pannekuche drohten nicht fertig zu werden. Zum Glück war auch hier das Team schnell zur Stelle, sodass wir auch den Nachtisch mit minimaler Verzögerung liefern konnten.
Was mich hier völlig umgehauen hat, ist dass hier nicht nur Willi Bruckbauer (der konsequent alles restlos (!) aufgegessen hat) brav unser Dessert verputzt hat, sondern auch Jan Spielhagen, der bei der Siegerehrung verraten hat, dass er zwar schon völlig gesättigt war, aber es ihm so gut geschmeckt hätte, dass er dem Pfannkuchen-Berg nicht hätte widerstehen können. Ging runter wie Öl. Danke 🙂
Alle Jurymitglieder haben sich auch in den Pausen Zeit für das eine oder andere Schwätzchen genommen und spätestens als wir dann alle am Abend im Cooking Truck mit einem guten Fläschchen Wein alle gemeinsam “abgehoben” haben, war die Stimmung wirklich ausgelassen und fröhlich. Und mit etwas Alkohol im Blut, war die Höhe gleich gar nicht mehr so wild und ich konnte endlich das Hamburg-Panorama genießen. Ein Traum!
Die Siegerehrung fand also wortwörtlich über den Dächern Hamburgs statt und wir feierten und dinierten anschließend (dank Johann Lafer und Axel Holtz) fürstlich bis weit nach Sonnenuntergang. Wir haben echt so viel gelacht und es lag nicht nur am Wein 😉
Danke für dieses tolle Erlebnis. Herr W. und ich haben auf der ganzen Rückfahrt nach Hause das Lächeln nicht aus dem Gesicht bekommen. Und falls ihr irgendwann einmal die Gelegenheit habt in diesen Cooking Truck zu steigen: Traut euch! Keine Ahnung, ob ich meine Höhenangst tatsächlich ganz verloren habe, aber zumindest bin ich viiiel mutiger geworden.
Von den vielen lieben Menschen, den schönen Gesprächen, dem leckeren Essen und dieser wunderschönen Stadt an sich mal ganz abgesehen, haben wir uns riesig über den 2. Platz dieses Wettbewerbes gefreut. Gratulation an dieser Stelle an meine Mitstreiter – ich habe versucht alles zu probieren und was ich gekostet habe, war superlecker! Ihr wart völlig zurecht eingeladen! Deshalb gab es auch nie Reste 😉
Toll gemacht! Danke für den ausführlichen Bericht ☺
Vielen lieben Dank! :-*
[…] nun zur Vorspeise, die ich mit Herrn W. beim Finale „Deutscher Meister der Hobbyköche“ mit und von Bora in Hamburg zubereitet […]
[…] komme ich endlich mal dazu, euch den Hauptgang aus meiner Koch-Challenge in Hamburg zu zeigen. Wobei mir gerade auffällt, dass ich in allen drei Gängen irgendwie immer Obst eingebaut […]
[…] einbauen. Obwohl meine Oma schockiert war, als ich ihr erzählte, dass ich ernsthaft bei einem hochkarätigen Kochwettbewerb Pfannkuchen backen wolle. Um ihnen noch einen kleinen italienischen Kick zu geben, habe ich noch […]
Herzlichen Glückwunsch zu diesem tollen Erfolg!
Nur wer mit Liebe kocht, kann solche tolle Gerichte zaubern.
Die super “Pannkuche” stehen demnächst bei mir auf dem
Speiseplan! Genügend Esser warten darauf…….
Danke für den ausführlichen Bericht, den ich gerne gelesen habe.
Hallo liebe Frau Rupp,
vielen lieben Dank! Das ist wirklich ein tolles Kompliment.
Ich bin gespannt wie sie Ihnen schmecken :-).
Liebe Grüße,
Evchen