Wenn ich an Quitten denke, dann habe ich sofort die Küche meiner Großeltern vor Augen. Den heimelig-süßen Duft, wenn sie gemeinsam im Herbst in mühevoller Kleinarbeit Unmengen von duftenden, goldgelben Quitten zu Quittengelee verarbeiten. Das aufwändige Kochen und Auspressen der gekochten Früchte, das Einkochen zu Gelee. Ich habe diesen Duft direkt in der Nase – mal davon abgesehen, dass ich das herrlich-süße Quittengelee nach wie vor auf meinem Frühstücksbrötchen LIEBE! Quittengelee spaltet ja die Lager, die einen gehören zum Team Evchen, die das Zeug lieben und eben das andere Grüppchen (Herr W. gehört dazu), dem das Zeug einfach viiieeel zu süß ist. Wahrscheinlich wurde ich einfach frühkindlich so nachhaltig positiv geprägt, dass es für mich immer und ewig lecker ist… In so Momenten fällt mir auf, dass ich meine Großeltern dringend mal wieder besuchen muss. Und gerade, wenn man vor ein paar Tagen einen kleine, großen Schreckmoment erlebt hat, weil die eigene, liebe Oma gestürzt und im Krankenhaus ist und man noch nicht gleich wusste, wie es ihr geht und wie schlimm es ist. Genau dann fällt es einem ein.
Aber zurück zu den Quitten: Weil ich außer Quittengelee oder Quittenbrot bisher noch nie etwas anderes mit den Quittenfrüchten getestet habe, war es nun mehr als an der Zeit, dass ich auch mit Quitten mal herumexperimentiere. Ein bisschen kapriziös sind sie, das muss man sagen. So einfach reinbeißen wie in einen Apfel, ist keine gute Idee. Und auch sonst sind sie auf den ersten Blick nicht unbedingt die erste Wahl in der Küche: Häßlicher Flaum umgibt sie, den man erst mal abrubbeln muss, knubbelig in der Form – irgendwie fast ein bisschen wie die hässliche Schwester der Birne, quietschgelb in der Farbe und bis auf den Geruch, fällt es mir nie so leicht zu erkennen, ob sie den richtigen Reifegrad haben!
Dieses Jahr startet die Quittensaison aufgrund der Wetterkapriolen ein bisschen später und mein heutiges Rezept ist mit den allerersten Birnen-Quitten, die ich auf einem Bauernmarkt ergattern konnte, entstanden. Ich wollte keinen Kuchen backen, sondern lieber handliche, kleine Pies. So ein bisschen wie den amerikanischen Klassiker, den Apple Pie – eben im Miniformat und mit Quitten. Und hineinkommen sollten ofengeschmorte Quitten mit Salzkaramell. Wie sehr ich auf Salz-Karamell stehe, brauche ich euch wohl nicht verraten ;-). Und irgendwie dachte ich, dass das doch eine gute Idee sein könnte.
Auf die Idee mal einen Pie (oder viele kleine) zu backen, hat mich eigentlich erst Clara von tastesheriff gebracht. Sie sucht bei ihrem allmonatlichen Backevent “ichbacksmir” dieses Mal alles zum Thema “Pie”. Klar, dass ich da dabei sein will und die Gunst der Stunde genutzt habe. Bei der Gelegenheit habe ich mich auch tatsächlich mal daran gewagt und selber Blätterteig gemacht, den mir Susi und Sina so schön gezeigt haben (=> Fazit: easy und echt lecker! Danke, ihr Zwei!).
Klingt lecker – war es auch! Die mussten ja noch lauwarm aus dem Ofen probeverkostet werden. Ich werde sie heute mal zur Arbeit mitbringen und mal schauen wie lange die Kleinen überleben ;-).
Quitten-Salzkaramell-Handpies
Zutaten für ca. 8-10 Stück:
Für den Quark-Blätterteig (frei nach der Turbohausfrau Susi):
250 g Mehl
1/2 TL Salz
250 g Magerquark (abgetropft)
250 g Butter
etwas Mehl für die Arbeitsfläche
Für die Füllung:
1 große Birnenquitte bzw. zwei kleine (ca. 500 g, im Ganzen gewogen)
1 kleine Orange
etwas Fett für die Form
30 g brauner Zucker (bei sehr reifen Quitten etwas reduzieren)
8 Karamellbonbons (weich, gehackt)
1 gehäufter TL Fleur de Sel bzw. grobes Meersalz
1 Messerspitze gemahlene Muskatblüte (nicht zu verwechseln mit Muskat!)
1 Ei
1 Prise brauner Zucker zum Bestreuen
Zubereitung:
Zunächst die Füllung vorbereiten: Den Ofen auf 200 Grad Ober-Unterhitze vorheizen.
Die Orange auspressen. Die Quitten mit einem Küchenhandtuch abreiben, sodass der Flaum entfernt ist. Die Quitten waschen, schälen und vom Kerngehäuse befreien. Bestmöglich würfeln. Die Quittenwürfel in eine ofenfeste, leicht gefettete Form geben und mit dem Zucker und 2/3 des Orangensaftes vermengen. Die Quitten nun für ca. 30 Minuten auf mittlerer Schiene backen (zwischendurch ein- bis zweimal umrühren), bis sie weich sind.
Die Form mit den Quitten herausnehmen und etwas abkühlen lassen.
Für den Teig das Mehl, das Salz und den abgetropften Quark in eine Schüssel geben. Die Butter auf einer groben Reibe dazuraffeln und zügig zu einem Teig verkneten. Nicht zu ordentlich und gleichmäßig kneten – es dürfen noch Stückchen der Butter bzw. des Quarks zu sehen sein (dann blättert der Teig besser!). Den Teig nun auf einem leicht bemehlten Brett zu einem Rechteck ausrollen, dreimal falten und so in Frischhaltefolie eingeschlagen ca. eine halbe Stunde abgedeckt im Kühlschrank ruhen lassen (nicht zu lange kühlen, sonst kann der Teig nicht mehr ausgerollt werden).
Die Karamellbonbons grob hacken. Die abgekühlten Quittenwürfelchen nun mit dem übrigen Orangensaft vermengen und die gemahlene Muskatblüte unterheben.
Den Teig auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche ausrollen und mit einem runden Ausstecher eine gerade Zahl ca. handtellergroße Kreise ausstechen. Ich benutze dafür ein Wasserglas, Dessertringe oder echte Ausstechförmchen funktionieren aber sicher auch.
Nun die Ofenquitten auf die Hälfte der Teigkreise mittig verteilen. Auf alle Quitten-Kreise die gehackten Karamellbonbons verteilen. Jeden Quittenkreis mit einer Prise fleur de sel bestreuen. Nun jeden Teigkreis mit Quittentopping mit einem “freien” Teigkreis abdecken. Mit einer Gabel die Ränder andrücken, sodass die kleinen Pies fest verschlossen sind. Mit einem scharfen Messer mittig oben ein paar Lüftungsschlitze einschneiden. Das Ei mit etwas Wasser verquirlen und alle Handpies mit dem verquirlten Ei bestreichen und mit etwas braunem Zucker bestreuen.
Die Pies nun auf ein mit Backpapier belegtes Backblech legen und ca. 20-25 Minuten auf mittlerer Schiene backen (ebenfalls bei 200 Grad Ober-Unterhitze). Etwas auskühlen lassen und am besten noch lauwarm genießen.
Anmerkung: Wer sich noch nicht mit selbstgemachtem Blätterteig beschäftigen will/kann, der kann notfalls auch auf fertigen zurückgreifen. Allerdings war die Herstellung echt nicht so wild!
Tipp: Wem das mit der Muskatblüte zu abgefahren ist (wobei es wahnsinnig gut harmoniert), der kann auch einfach auf den guten alten Zimt setzen – der passt auf jeden Fall auch prima!
[…] riesigen Haufen Birnenquitten auf dem Bauernmarkt erstanden habe, wollte ich natürlich nicht nur diese kleinen Pies backen, sondern auch noch liebend gern ein neues Chutney für den Vorratsschrank […]