Gelegentlich werde ich gefragt, warum ich so verrückt bin mich Kochwettbewerben zu stellen. Das wäre ja bloss furchtbarer Stress und Aufregung? Wie kann man sowas freiwillig machen?
Berechtigte Überlegungen: Briefmarken sammeln, Puzzle zusammensetzen oder Guppys züchten wäre für meine Nerven sicher auch entspannender. Aber ich brauche für mein liebstes Hobby, das Kochen, auch manchmal ein bisschen Herausforderung. Und damit meine ich nicht die, ob mein Mann eine neue verrückte Aromenzusammenstellung zum Abendessen auch so spannend wie ich findet.
Umso mehr habe ich mich über die Anfrage gefreut, ob ich denn ein zweites Mal Lust hätte, den Kochlöffel im ZDF bei “Die Küchenschlacht” zu schwingen. Es sollte ein Ehemaligen-Weihnachtsspezial mit früheren Kandidaten werden. Das Besondere dabei: Der Gewinn des Siegers in Höhe von 1.500,- EUR darf an eine gemeinnützige Organisation ganz nach Wunsch gespendet werden.
Ich habe sofort zugesagt. Von dem ersten Telefonat bis zur Sendung waren es keine 7 Wochen und ich hatte dieses Mal auch kaum Zeit mich vorzubereiten, dafür richtig Lust dort die Küche zu rocken. Mein erstes Mal bei der Küchenschlacht war 2015, bevor mein Blogbaby hier online ging. Ich habe es damals bis in Runde 3 (von 5) geschafft und bin dann leider ausgeschieden. Seither habe ich ein wenig Gelegenheit gehabt noch mehr zu kochen und so war ich natürlich gespannt, wie es sich diesmal anlassen würde.
Wer das Konzept der Sendung noch nicht kennt (und dabei gibts die Sendung schon über 10 Jahre!): In jeder Woche treten 6 Kandidaten täglich zu einem bestimmten Thema gegeneinander als Einzelkämper bzw. -köche an. Täglich muss einer der Teilnehmer die Runde durch einen Profijuror nach der Verkostung verlassen. Immer freitags wird das Finale ausgetragen und der Wochensieger bleibt übrig.
“Unsere” Woche sollte an drei Wochentagen stattfinden, sodass “nur” vier Kandidaten antreten würden. Die anderen Teilnehmer lernte ich erst in der Hotellobby bzw. im Wartebereich im Sender kennen. Ich bin im Vorfeld gefragt worden, ob ich denn überhaupt nervös wäre. Schließlich hätte ich ja schon “so viel Fernseherfahrung” und ich würde vor der Kamera immer so ruhig wirken. Nur zur Klarstellung: Innerlich bin ich ein winziges, kleines, zitterndes Häschen. JEDES Mal, wenn ich das Blinklicht einer Aufnahme – egal, ob Fernsehkamera oder Radiomikro – sehe, habe ich Lampenfieber und diese innere Unruhe. Ist vielleicht auch besser, denn so nehme ich jedes Mal auch ernst, vielleicht kommt ja die Gelassenheit, wenn ich groß bin.
Aber bis dahin brauche ich ein Gläschen Sekt zur Ablenkung und für die Nerven und Herrn W., der mich erfolgreich ablenkt. Dann gehts.
Die Sendung wird bei den Fernsehmachern in Hamburg aufgezeichnet und wir freuten uns natürlich sehr, dass wir in unsere Lieblingsstadt reisen durften. Was wir am Vorabend vor den Aufzeichnungen gemacht haben, hab ich ja hier schon verraten.
Bei einer Teilnahme bei diesem Kochsendungsformat hat man (zum Glück) das Rundum-Sorglos-Paket. Nach dem Hotelfrühstück haben wir noch einen kleinen Spaziergang gemacht und wurden dann abgeholt für die Aufzeichnungen.
Die Sendung, die heute ausgestrahlt wurde, hatte das Thema “Weihnachtliches Leibgericht”. Und für alle, die es nicht glauben können: Die tatsächliche Kochzeit bei den Dreharbeiten beträgt wirklich (!!!) 35 Minuten. Es wird natürlich bei einer Gesamtsendungszeit von 45 Minuten nicht jede Minute gezeigt, aber an diese Zeitvorgabe müssen sich alle halten. Zusätzlich werden ja auch kleine Zwischen-Interviews und auch die finale Verkostung gezeigt.
Lange vor der Sendung muss jeder Kandidat für jeden einzelnen Kochtag zwei Rezepte schriftlich einreichen. Die Redaktion trifft dann die Entscheidung, welches Gericht gekocht werden soll. Das ist keine fiese Vorgabe, sondern ganz hilfreich, da so gewährleistet ist, dass nicht alle Kandidaten an einem Tag beispielsweise Schnitzel mit Kartoffelsalat machen.
Aufgrund dieser Zeitvorgabe habe ich vorher gründlich überlegt, was ich denn in der ersten Show kochen möchte. Weihnachtlich ist für mich ganz klar etwas, das ein bisschen festlicher ist, als die Alltagsküche und durchaus auch “weihnachtliche” Aromen verträgt. Da die Weihnachtspute bzw. ein solcher Geflügelbraten die Zeitvorgabe der Sendung sprengen würde, habe ich mich für dieses Gericht entschieden:
Wachtelbrust mit gedämpften Briocheknödeln, Pflaumen-Vanille-Sauce und lauwarmem Rotkohlsalat
Die Wachtel ist sicher kein Fleisch, das täglich konsumiert wird, aber in der Weihnachtszeit darf es auch mal etwas Besonderes sein. Knödel sind für mich eine “Wohlfühlbeilage”, aber aus Butterbrioche geformt und im asiatischen Bambus-Dämpfkörbchen gegart, bekommt es einen neuen Twist. Die Knödel sind wirklich easy-peasy und ich kann nur jedem empfehlen generell Knödel so zuzubereiten! Auf diese Weise bleiben die Knödel toll saftig, zerfallen nicht und verwässern nicht durch das (übliche) Garen in siedendem Wasser.
Die Briocheknödel bringen von Haus aus eine gewisse Süße mit, die aber sehr gut zum Geflügel und auch zum Rest passt. Pflaumensauce kennt man vielleicht auch zur Ente – passt aber sensationell zur Wachtel. Der Rotkohlsalat wird nur kurz geknetet, sodass er etwas weicher wird und dann in der Pfanne geschwenkt. Mariniert mit Orange, Balsamico und für ein bisschen Knusper sorgen karamellisierte, gesalzene Pekannüsse.
Euch kann ich es jetzt ja sagen: Als ich das Gericht zu Hause geübt habe, habe ich es gerade so in 35 Minuten geschafft. Und wie man sich vorstellen kann, kocht es sich im Fernsehstudio mit den Scheinwerfern und vielen Kameras und Augen nicht unbedingt entspannter, wie sich herausstellen sollte.
Wer die Sendung eben in der Ausstrahlung gesehen hat, weiß auch warum :-). Wer es verpasst hat, sollte sich das direkt mal in der Mediathek ansehen!
Der sympathische Sternekoch aus Essen, Nelson Müller, moderierte meine Küchenschlacht-Woche. Wie auch damals bei meinem Debüt. In der Jury saß in dieser Sendung die Powerköchin Meta Hildebrand.
Direkt vor der Sendung darf jeder Kandidat die gestellten Zutaten begutachten und sich ein wenig in der Küche einrichten. Falls kochendes Wasser benötigt wird, darf das aufgesetzt werden. Sonstige Koch- oder Zubereitungsschritte sind natürlich nicht erlaubt. Des Weiteren gibt es auch eine kleine Kücheneinweisung, sodass man während der knappen Kochzeit nicht mit der Technik zu kämpfen hat. Mit meinen drei Mitstreitern warteten wir also hinter den Kulissen auf unseren Einsatz. Das Publikum ist übrigens echt, für jede Sendung werden Karten verkauft und man kann live bei einer Sendung dabeisein.
Sobald wir alle hinter unseren Kochplätzen standen und Nelson zum Start aufrief, hatte ich wirklich nur noch Augen für mein Kochen. Die Kochzeit ist geradezu an mir vorbeigerauscht. Ich koche sehr gerne, aber die ungewohnte Situation hat mir doch mehr zu schaffen gemacht, als erwartet.
Die Anspannung war sehr groß, als sich Meta Hildebrand an die Verkostung unserer Teller machte. Und sind wir mal ehrlich: Wer da ungerührt bliebe, wenn eine solche Starköchin DEIN Essen probiert…
Aber ich hatte Glück und durfte eine Runde weiter. Der liebe Arne schied mit seinem Lachs mit Spekulatiuskruste aus – wobei ich das definitiv nachkochen werde, da ich diese Kombination mehr als spannend finde.
Das heißt also, dass ihr morgen wieder einschalten und mit Spannung den Wichteltag ansehen müsst!
Während ich übrigens so über den Flur spaziert bin in der Drehpause, ist mir doch tatsächlich noch ein sehr freundlicher Profikoch über den Weg gelaufen und hat mit mir ein Erinnerungsfoto gemacht! Danke an Alex Kumptner 🙂
Bis dahin gibts aber mein Rezept von der heutigen Sendung. Ich habe es etwas aufbereitet, für alle, die etwas mehr als 35 Minuten Zeit zur Verfügung haben.
Wachtelbrust mit gedämpften Briocheknödeln, Pflaumen-Vanille-Sauce und lauwarmem Rotkohlsalat
Zutaten für zwei Personen als Hauptgericht:
Für die Wachtelbrust:
6 Wachtelbrüste mit Haut, mit Flügelknochen, küchenfertig pariert
3 EL Butterschmalz
1 TL Maldon Sea Salt (alternativ: gemahlenes Meersalz)
2 TL Waldhonig
Schwarzer Pfeffer aus der Mühle
Für die Brioche-Knödel:
200 g Butterbrioche (altbacken -> 1-2 Tage alt) am Stück
100 g Vollmilch
1 Ei Größe M
Schwarzer Pfeffer aus der Mühle
Salz
Für die Pflaumensauce:
1 EL Zucker
200 g gelbe, sehr reife Pflaumen (alternativ blaue bzw. violette Pflaumen)
2 EL brauner Rum
1 Vanilleschote
2 unbehandelte Orangen
200 ml Enten-Fond (alternativ: Geflügelfond)
Schwarzer Pfeffer aus der Mühle
Salz
Für den Rotkohlsalat:
½ Kopf frischer Rotkohl
2 TL Salz
1 EL Zucker
2 EL Butterschmalz
½ Bund glatte Petersilie
1 unbehandelte Orange
1 EL Honig
2 EL alter, dunkler Aceto Balsamico
1 Prise gemahlener Cayennepfeffer
zusätzlich:
1 handvoll Pekannusskerne
3 EL Zucker
1 Prise Salz
Zubereitung:
Das Brioche in ca. 1 cm dicke Scheiben schneiden. Eine Pfanne erhitzen und ohne Zugabe von Fett von beiden Seiten rösten. Die Briochescheiben anschließend würfeln.
Milch in einem Töpfchen erwärmen. Ei verquirlen. Die Briochewürfel in eine Schüssel geben und mit der Milch und dem Ei übergießen. Mit Salz und Pfeffer würzen. Die Masse für die Knödel leicht vermengen und kurz ziehen lassen. Mit feuchten Händen daraus Knödel formen und beiseite legen. Ein asiatisches Bambusdämpfkörbchen vorbereiten. Hierzu in einen Topf ausreichend Wasser geben, dass der Boden einige Zentimeter bedeckt ist. In die einzelnen Etagen des Dampfkörbchens Backpapier einlegen, sodass nichts anklebt. Das Wasser darf die Knödel nicht berühren. Das Wasser zum Kochen bringen.
Die Briocheknödel mit ausreichendem Abstand zueinander in das erhitzte Dampfkörbchen legen und zugedeckt ca. 5-7 Minuten (je nach Größe der Knödel) dämpfen. Die Knödel sind nicht sehr empfindlich und auch ein paar Minütchen längere Garzeit verzeihen sie. Die Knödel anschließend warmhalten.
Die Pflaumen waschen, entsteinen und vierteln oder achteln. In einer Pfanne einen Esslöffel Zucker hellbraun karamellisieren. Die Pflaumen dann in die Pfanne geben und einige Minuten braten.
Eine Vanilleschote der Länge nach aufschneiden, Mark herauskratzen und Mark mit der Schote in die Pfanne geben. Die Schale der Orangen mit einer Zitrusreibe dünn abreiben und die Orangen auspressen. Nun mit ca. 100 ml Orangensaft ablöschen und leicht köcheln lassen. Die Orangenschale ebenfalls zugeben. Mit dem Enten-Fond auffüllen und stark reduzieren, so dass auch die Pflaumen ganz weich werden. Die Vanilleschote herausnehmen und das Ganze in einen Topf geben. Die Sauce mit einem Pürierstab fein pürieren und kräftig mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Sauce warmhalten und ggf. durch ein Sieb streichen.
Den Rotkohl mit einem Gemüsehobel in sehr dünne Streifen schneiden. In eine Schüssel geben und mit Salz und Zucker bestreuen. Den Kohl nun leicht (mit Einmalhandschuhen => der Rotkohl färbt doch sehr stark) ankneten, so dass er weicher wird. Den Kohl so behandelt eine Weile durchziehen lassen.
Petersilie abbrausen, trockenwedeln und fein hacken. Die Orangenschale hauchdünn abreiben und zum Rotkohl geben. Die Orange halbieren, filetieren und dabei den Saft auffangen. Die Orangenfilets beiseite legen. Aus Orangensaft, Honig und Balsamico ein Dressing mixen. Mit Salz abschmecken. Den Kohl in eine große Pfanne mit Butterschmalz erhitzen und dort einige Minuten schwenken. Mit dem Dressing übergießen und die Orangefilets sowie Petersilie zugeben. Mit Cayennepfeffer abschmecken und noch lauwarm servieren.
Zucker in einer Pfanne karamellisieren lassen. Pekannusskerne zugeben und diese schwenken, bis sie von allen Seiten mit Karamell überzogen sind. Mit etwas Salz bestreuen und sofort auf ein Stück Backpapier zum Festwerden und Auskühlen geben. Sobald das Karamell ausgekühlt ist, die Kerne hacken und beiseite stellen.
Zum Anrichten den Rotkohlsalat auf vorgewärmte Teller geben. Mit Pflaumensauce, Briocheknödeln und Wachtelbrust anrichten. Mit dem Pekannusskaramell bestreut servieren.
Sehr schöner Bericht – ich freu mich sehr für dich, dass es eine Runde weiterging! Ich schau mir gleich noch den Beitrag in der Mediathek an.
Ganz liebe Grüße und ich bin gespannt, was morgen gekocht wird!
Miriam
Danke, liebe Miriam! Wir haben alle gezittert :-). Ganz liebe Grüsse und vielen Dank für diese liebe Rückmeldung!
Liebe Eva,
ich habe gestern mit Spannung die Sendung geschaut und Dir natürlich die Daumen gedrückt (auch, wenn da schon alles im Kasten war).
Die Knödel sahen sehr gut aus und Dein Rezept oder zumindest die Zubereitung werde ich auf jeden Fall mal probieren.
Statt eines Dämpfkörbchens habe ich sogar einen ganzen Dampfgarer…
Der Arbeitsplatz sieht sehr klein aus. Ist das tatsächlich so?
Ich hoffe, das Glück war Dir weiter hold. Wir „sehen uns“ heute Nachmittag.
Liebe Grüße
Britta
Hallo liebe Britta, tatsächlich hat man nur wenig Platz, sodass man sich ganz gur organisieren sollte! Einen Dampfgarer gibt’s dort nicht, aber man muss sich einfach zu helfen wissen. Würd mich sehr interessieren wie sie dir schmecken! Danke, liebe Britta!
Hi Evchen, Guten Job gemacht gestern beim Finale! Sie waren entspannt und gut anzusehen, was auch für die andere Lady gilt. Das Geld jeweils zur Hälfte an die ausgewählten Organisationen zu spenden war super!! Ich habe letztes Jahr da gekocht, lustig, macht Spaß. Nur mit der Technik ist es bei mir ein Graus, aber da half mir gottlob der nette Christian Lohse. Beste Grüße aus Köln, Dea Bohde
Hallo Dea,
vielen lieben Dank :-). Freut mich sehr, wenn es Ihnen gefallen hat!
Liebe Grüße aus der Pfalz
[…] könnt ihr übrigens die Zusammenfassungen und Rezepte zum 1. Tag (Weihnachtliches Leibgericht) und zum 2. Tag (weihnachtliches Wichtelgericht) […]
Hallo,
die Kochzeit ist in der Sendungswiedergabe ca. 25 Minuten.
Es wird aber gesagt dass die Kochzeit 35 Minuten wäre.
Wie funktioniert denn das?
Hallo Helmut,
da nicht alle Szenen, die aufgezeichnet werden, gezeigt werden, ist die Sendezeit kürzer. Aber tatsächlich hat man exakt 35 Minuten Kochzeit. Nicht mehr und nicht weniger. Die gesamte Aufzeichnung dauert sogar noch länger, denn was nicht im TV gezeigt wird, sind auch solche Dinge wie zuvor die Begrüßung der Studiozuschauer und ähnliches.
Liebe Grüße,
Eva