Im Sommer waren Herr W. und ich bei einer richtig schönen Küchen- und Weinparty mit Natalie Lumpp. Zum Aperitif servierte die Sommelière einen äußerst süffiges Getränk namens Limberi mit einem Rosmarinzweiglein und frischen Himbeeren darin. Echt gut – ein Secco mit Himbeere, Limette, Ingwer und Rosmarin.
Im weiteren Verlauf des Abends gab es noch einen sehr coolen (und vor allem mal regionalen) Grünen Veltliner, der mich sehr angesprochen hat. Irgendwann kam ich auch mit dem Urheber dieser beiden doch sehr unterschiedlichen Getränke, Ralf Köth von Wein- und Secco Köth aus Flörsheim-Dalsheim ins Gespräch.
Wir haben uns gut unterhalten, sein Secco zum Aperitif hat genau meinen Geschmack getroffen (und war nicht zu süß wie so vieles, was es in dieser Richtung zu kaufen gibt) und dann erzählte er mir den absoluten Knaller: Er macht Kürbis-Secco.
In dem Moment war mir klar, dass ich unbedingt nach Rheinhessen muss und den Mann besuchen, der so todesmutig so abgefahrene Getränke produziert.
Habe ich auch gemacht. Auch wenn ich gestehen muss, dass ich sonst eher auf “Wein von um die Ecke im Glas” stehe. Aber für Herrn Köth habe ich Pfälzer Landei mal eine Ausnahme gemacht. Und wir wurden nicht enttäuscht.
War euch aber hoffentlich eh schon klar, sonst würde ich ja jetzt und hier auch nicht darüber schreiben.
Zunächst ein bisschen zu Ralf Köth, der in die Fußstapfen seines Vaters – auch Winzer – getreten ist und nach dem Ende seiner fachlichen Ausbildung vor vielen Jahren seinen Weg gesucht und wunderbar gefunden hat. So haben wir uns denn aufgemacht in das kleine Örtchen nach Rheinhessen, um uns genauer anzusehen, was hier so passiert.
Okay, zugegebenermaßen: Hier verirrt man sich nicht hin. Sehr idyllisch, aber auch völlig ab vom Schuss liegt das kleine Weinörtchen. Fragt nicht, was unser Navigationssystem mit uns veranstaltet hat. Wobei das ziemlich unfair ist. Dort ist es nämlich ziemlich schön. Also im Ort wie auch drumherum. Wir sind durch wunderschöne Weinberge gefahren und wenn wir nicht schon spät dran gewesen wären, hätten wir unsere Fahrt mit Sicherheit durch einen Spaziergang unterbrochen.
Aber auch der Hof von Ralf Köth ist einfach schön. Er hegt und pflegt “das Familienerbstück” wunderbar. Wirklich begeistert und erstaunt hat mich aber, wie anders er an seine Arbeit geht.
Durch seine Vorbildung und natürlich auch das väterliche Weingut fing alles mit Volkshochschulkursen zum Thema Wein und Sensorik an, die Ralf Köth vor vielen Jahren gegeben hat und er sich umsah und überlegte, wohin seine (berufliche) Reise geht.
Seine Seccos und Weine sind absolut spannend, weil er sich immer wieder auf neue Ideen einlässt. Man merkt ihm direkt an, wie sehr er für das Thema brennt. Bis vor einigen Jahren kelterte er noch auf dem eigenen Hof, jedoch ließ sich das logistisch irgendwann nicht mehr bewältigen, sodass er nun bei diversen Winzern vor Ort den Entstehungsprozess begleitet und von der Rebe bis in die Flasche alles genau im Auge behält.
Aber jetzt kommts: Bei Ralf Köth vergeht keine Saison ohne neue Kreation. Als ich vor meinem Besuch seine Liste mit unterschiedlichen Seccos las, verschlug es mir die Sprache. Und wir begannen zu Hause mal anzukreuzen, was wir denn mal geschmacklich auf die Probe stellen wollten. Es wurden sehr viele Kreuze.
Und da rede ich nicht nur von dem für mich doch sehr ungewöhnlichen Kürbis-Secco, sondern beispielsweise auch von Honig-Mandel-Salz, Feige-Lavendel, Pflaume, Apfel-Quitte und so vieles mehr…
Bei unserem Besuch haben wir auch einige testen dürfen und auch den kritischen Stimmen sei gesagt: Ja, man muss Secco mögen (welch Überraschung), aber Ralf Köth ist es wirklich gelungen, die unterschiedlichen Geschmacksrichtungen einzufangen, ohne mit plakativer Süße zu erschlagen.
Zu dritt wird jede (neue) Kreation sorgfältig abgeschmeckt und überdacht. Allein, als er mir vom Werdegang des Seccos Honig-Mandel-Salz erzählte, stand mir der Mund offen. Herr Köth lässt sich einfach auf neue Ideen ein. Auf einer langen Rückfahrt von Hamburg über die Autobahn überkam ihn der Zucker-Jieper und an der nächsten Raststätte lachte ihn beim Tanken eine Schokolade der Sorte Honig-Mandel-Salz an. Eine äußerst beliebte Sorte (ich steh auch sehr drauf). Während der Weiterfahrt verschwand die Schokolade in Rekordzeit und eine neue Geschmacksrichtungsidee war geboren. Für den Secco!
Fertig gemacht hat mich aber, wie er dann erzählte wie mühselig das Kreieren des Seccos dann wird. Denn Standard-Rezepte gibt es für neue Erfindungen eben nicht. Und wie viel Honig, Salz und Mandel-Extrakt muss denn nun in welchem Verhältnis zugegeben werden, dass man wirklich hinterher Spaß im Glas hat.
Aber auch bei anderen Secco-Kreationen stand die Schokoladenindustrie Pate für Kombinationen wie Chili oder auch Karamell.
Ich muss sagen, dass ich Ralf Köth noch stundenlang hätte zuhören können. Und auch er sagt: Manche seiner “Experimente” schlagen ein wie eine Bombe und andere gibt es nur eine Saison lang. Wobei ich es toll finde, dass er immer wieder Spaß an Neuem hat. Der absolute Kundenliebling ist schon seit geraumer Zeit der Erdbeer-Secco, vielleicht auch, weil er in vielen Hof- und Bauernläden präsent ist und dort gerade zur Erdbeerzeit auch zum Erdbeerschälchen gerne noch das passende Getränk mitgenommen wird?!
Gerade aber auch Menschen, die alkoholfrei anstoßen möchten und nicht auf pappsüß und langweilig stehen (das gilt ja nicht nur für Kinder und Schwangere 😉), haben eine tolle Auswahl.
Der Liebling von Ralf Köth ist Bitter-Orange – leicht angelehnt an ein sehr bekanntes Mixgetränk ist es auch orange, jedoch mit Grapefruit und sollte zwingend auf Eis getrunken werden.
Ein paar kritische Fragen mussten aber dennoch sein ;-). Klar, dass nicht alle Seccos durch den Zusatz von Fruchtsaftkonzentraten oder Rotwein ihre Farbe bekommen, jedoch verwendet Ralf Köth nur im Ausnahmefall Destillate. Je natürlicher desto besser ist seine Devise. Aber das schmeckt man auch.
Sein Angebot beinhaltet aber nicht nur Seccos (Palio genannt) – auch alkoholfreie Varianten (die nicht weniger spritzig sind – Perkeo-Linie), diverse Weine, Dessertweine, Glühweine und sogar einen haltbaren (!) Federweißen gibt es bei ihm. Zu feiern gibt es dieses Jahr übrigens so richtig was: Palio wird 25 Jahre alt!
Ihr könnt euch vorstellen, dass unser Auto deutlich schwerer war, als wir die Heimreise angetreten haben, aufgrund des gefüllten Kofferraumes.
Vielen Dank an dieser Stelle an Sie, Ralf Köth, für Ihre Zeit und Ihre freundliche und offene Art. Es hat wirklich Freude gemacht hinter Ihre Kulissen schauen zu dürfen und wir werden auf jeden Fall wiederkommen.
Für alle, die jetzt Lust bekommen haben:
Wein & Secco Köth GmbH
Untergasse 22-24
67592 Flörsheim-Dalsheim
Anmerkung: Same procedure as every time – unser Besuch ist aus unserem eigenen Antrieb erfolgt. Sämtliche Produkte, die wir bekommen haben, haben wir auch höchstpersönlich gezahlt. Okay, die Seccos vor Ort bei der Secco-Probe durften wir so probieren ;-).