Vor einigen Jahren war ich mit Herrn W. zum allerersten Mal Skifahren. Es hat uns zufällig ins idyllische Zillertal nach Mayrhofen verschlagen.
Zehn Tage Schneeparadies, Hüttengaudi und Alpenpanorama warteten auf uns. Da ich noch nie auf den Brettern bisher gestanden habe, war für mich völlig klar, dass ich an einem Skikurs teilnehmen müsste. Herr W. ist zwar ein guter Fahrer, aber um unserer ungetrübten Urlaubsfreude und weil ich ganz schön unleidlich werden kann, wenn er versuchen würde mir das Skifahren einfach mal so zu erklären und beizubringen, haben wir das lieber einem Profi überlassen. Da traue ich mich auch nicht so rumzumeckern…
Gesagt getan: Vormittags hieß es also fürs Evchen auf dem Anfängerhügel üben (und sich von den kleinen Winzlingen, die irgendwie nie die Spur von Angst zeigen ständig ganz lässig überholen lassen), um sich dann mittags zum Essen auf einer Hütte zu treffen. Herr W. erkundete erstmal alleine das Skigebiet. Nachmittags ging es dann mit meinem Kurs weiter und Herr W. und ich trafen uns anschließend, um noch ein bisschen auf der blauen Piste mit mir zu üben.
So viel neue Eindrücke und natürlich auch die Anstrengung machen sehr hungrig. Ich habe sofort begriffen, warum Käsespätzle, Germknödel und Kaiserschmarrn auf den Almhütten da oben so hoch im Kurs stehen. Wobei ich auf einigen Hütten auch schnell bemerkt habe, dass es sich nicht immer um liebevolle Küche, sondern eher Kantinenessen gehandelt hat… Aber während unseres ersten, gemeinsamen Winterurlaubes kam ich doch noch in den Genuss eines 1a-Germknödels mit klassischer Pflaumenfüllung, Mohn bestäubt, zerlassener Butter und etwas Vanillesauce. Himmlisch!
Gibts hierzulande einfach nie. Auch wenn wir hier die weltbesten Dampfnudeln haben – Germknödel sucht man vergebens.
In meinem Skikurs hätte es auch kaum besser laufen können. Auch wenn ich ein kleiner Angsthase bin, der sich leider immer überlegt, was so alles schiefgehen kann, machten wir am zweiten Nachmittag in unserem Kurs mit dem Skilehrer einige Ausflüge auf diverse blaue Pisten. Und ich habe mich richtig wohlgefühlt. Die Sonne brachte den Schnee zum Glitzern, die Fahrverhältnisse waren perfekt und ich dachte wirklich, dass die nächsten acht Tage ein Traum würden.
Sogar eine rote Piste (nächsthöherer Schwierigkeitsgrad) fuhren wir gemächlich hinab unter genauer Anleitung. Tja, ihr wartet schon drauf, oder? Es kam wie es kommen musste. Klein-Evchen fuhr ihre Serpentinen, um irgendwann zu merken, dass es just an dieser einen Stelle unter dem Schnee etwas vereist war. Keine Sekunde später verdrehte sich schon mein rechtes Knie und ich schlitterte anschließend talwärts.
Ergebnis: Mit List und Tücke rutschte ich quasi einbeinig im Schlepptau des Skilehrers zur Hütte (wenn ich nicht so mit mir und meinem pochenden Knie beschäftigt gewesen wäre, wäre das sicher ein lustiger Anblick gewesen) und dann mit dem Lift ins Tal. Irgendwie hatte ich gehofft, dass es nur geprellt sein könnte… Nach der unruhigen Nacht war leider klar, dass das wohl eher nicht der Fall ist, da sich meine Kniegröße verdoppelt hatte. Im Krankenhaus dann das endgültige Aus für die nächsten sechs Monate in Sachen Belastung. Ich hatte zwar Glück im Unglück, aber mit einem Knieinnenbandriss lässt sich nur leider kein Ski mehr so schnell fahren.
Mittlerweile habe ich mich wieder auf Skier gewagt, das war also kein Aus für immer. Aber die Germknödel – die musste ich jetzt erstmal selber machen ;-).
Ganz saisonal werden meine Germknödel mit einem Rhabarber-Kompott gefüllt. Für den Knusper im Mund sorgen Mandelbrösel und cremig wird es mit einer Tonkabohnensauce. Ich kann euch sagen: Wurscht, ob ihr in Schnee-/Alpennähe wohnt – dieses Essen muss man lieben!
Jetzt, wo der Frühling noch ein bisschen Pause macht, ist das ein verdammt guter Zeitpunkt!
Da ich mich aktuell leider auch aus gesundheitlichen Gründen schonen muss (läuft bei mir…), gibts aber nun doch heute endlich das Rezept für diese Leckerchen!!!
Wer liebt Germknödel noch? Die gibts nämlich jetzt auf jeden Fall öfter bei mir!
Germknödel mit Rhabarber, Mandelbröseln und Tonkabohnensauce
Für vier anständige Portionen Germknödel:
100 g Vollmilch (Zimmertemperatur)
1/4 Würfel frische Hefe (10 g)
30 g Zucker
2 EL Vanillezucker (selbstgemacht)
300 g Weizenmehl (Type 405), gesiebt
25 g Butter
1 Zitrone (Abrieb der Schale)
1 Prise Salz
2 Eier (Größe M)
zusätzlich Mehl für die Arbeitsfläche bzw. zum Bearbeiten
Für die Rhabarberfüllung:
300 g frische Rhabarberstangen
25 g Vanillezucker (selbstgemacht)
Für die Nussbrösel:
30 g blanchierte und enthäutete Mandelkerne, ohne Fett geröstet und gemahlen
50 g Butter
30 g Panko oder Semmelbrösel
Für die Tonkabohnensauce:
125 ml Vollmilch
125 ml Sahne
1/2 Tonkabohne
40 g Zucker
3 sehr frische Eigelbe (Eier Größe M)
Zubereitung:
Zu allererst die Tonkabohnensauce zubereiten. Sie kann auch prima am Vorabend hergestellt und bis zur Verwendung im Kühlschrank gelagert werden. Milch und Sahne in ein Töpfchen geben und die Tonkabohne möglichst fein hineinreiben. Das klappt super auch mit einer gereinigten (!) Muskatreibe. Das Ganze aufkochen und anschließend von der Herdplatte ziehen.
In einer Metallschüssel oder einem Schlagkessel den Zucker mit den Eigelben weißschaumig mit einem (elektrischen) Schneebesen aufschlagen. Nun die nur noch heiße Sahne-Milch-Mischung in dünnem Strahl eingießen und dabei immer weiter rühren.
Anschließend das Ganze wieder in das Töpfchen geben und bei moderater (!) Hitze und unter permanentem Rühren mit dem Schneebesen langsam erhitzen bis die Sauce langsam andickt. Vom Herd nehemn und vollständig auskühlen lassen. Wer keine Haut auf der Sauce möchte, legt direkt auf die Oberfläche (sobald das Ganze etwas abgekühlt ist) Frischhaltefolie auf. Die Tonkabohnensauce bis zur weiteren Verwendung in den Kühlschrank stellen.
In eine ausreichend große Schüssel die Hefe hineinbröseln. Die Milch und den Zucker zugeben. Vier Eßlöffel des Mehles abnehmen und über die Mischung streuen. Alles gut verrühren und abgedeckt 30 Minuten stehen lassen bei Raumptemperatur.
Derweil die Rhabarberfüllung zubereiten: Hierzu die Rhabarberstangen schälen und in kleine, 1-2 cm große Stücke schneiden. In einem kleinen Töpfchen den Vanillezucker karamellisieren lassen und sobald er goldbraun wird die Rhabarberstückchen zugeben. Das Kompott ca. 10 Minuten unter Rühren köcheln lassen bis die Konsistenz weich, aber noch leicht stückig ist. Das Ganze vom Herd nehmen und abkühlen lassen bis zur weiteren Verwendung.
Auf den Hefevorteig nun das restliche Mehl geben.
In einem kleinen Topf die Butter schmelzen.
Von der Zitrone die Schale möglichst dünn abreiben und den Abrieb ebenfalls zum Teig zugeben. Eier und Salz ebenfalls zugeben und den gesamten Teig mithilfe der Knethaken kräftig durchkneten. Die geschmolzene Butter hinzufügen und mit einkneten. So lange kneten bis ein homogener Teig entstanden ist, der sich leicht vom Schüsselrand löst. Ist der Teig noch extrem klebrig, minimal etwas Mehl zugeben. Ist alles untergeknetet den Teig abgedeckt in der Schüssel 90 Minuten bei Raumtemperatur (20-22 Grad) gehen lassen.
Nach dieser Gehzeit auf einer bemehlten Arbeitsfläche den Teig für die Germknödel nochmals kurz durchkneten. Den Teig in vier gleich große Stücke teilen und zu runden Brötchen wirken. Mit den Handballen zu einem Teigkreis drücken. So mit allen vier Teigstücken verfahren. Auf jedes Teigstück ca. 2 Eßlöffel Rhabarberfüllung geben. Nun die Teigränder zur Mitte zusammenfassen, zusammendrücken und etwas verdrehen, sodass keinerlei Füllung mehr sichtbar ist. Jeden einzelnen Germknödel so füllen und mit dem “Schluss” bzw. der Teignaht/dem verdrehten “Teigende” nach unten auf Backpapier mit ausreichend Abstand zueinander setzen.
Die fertig geformten Germknödeln nun abdeckt für 30 Minuten im Kühlschrank gehen lassen.
Für die Nussbrösel die Butter in einer kleinen Pfanne schmelzen und erhitzen. Panko und Mandelbrösel zugeben und unter rühren goldbraun rösten.
Die Germknödel aus dem Kühlschrank holen. Einen ausreichend großen Topf mit Dämpfeinsatz mit gerade so viel Wasser füllen, dass der Einsatz nicht berührt wird. Alternativ das Ganze in einem Bambuskörbchen dämpfen.
Das Wasser zum Kochen bringen und die vorbereiteten Germknödel am besten paarweise auf dem Backpapier im Dämpfeinsatz für ca. 12-15 Minuten bei geschlossenem Deckel im Wasserdampf garen. Den Deckel während des Garens nicht anheben, sonst verursachen die Wassertropfen schnell hässliche Dellen oder die hübschen Knödel fallen sogar in sich zusammen. Fertig sind die Germknödel, wenn sie beim Dämpfen nochmal ordentlich aufgegangen und ganz fluffig aussehen.
Derweil die Tonkabohnensauce und die Nussbrösel bereitstellen. Sind die Germknödel gedämpft, vorsichtig mit einem Pfannenwender herausnehmen und auf Tellern mit der Sauce und den Bröseln anrichten.
Die Germknödel schmecken nur ganz frisch richtig lecker! Wenn sie noch lauwarm mit der kühlen Tonkabohnensauce und den knusprigen Bröseln auf der Zunge zergehen!
Tipps: Alternativ passt statt der Tonkabohnensauce auch ganz prima meine klassische Vanillesauce. Auch ein paar Erdbeeren – in Stücken oder püriert machen sich bestimmt prima.
Das Kompott kann hervorragend vorbereitet und sogar portionsweise eingefroren werden. Vor Verwendung dann aber bitte auftauen!