Bevor ich zum ersten Mal nach Indien fuhr, hörte ich überall nur: Oh Gott! Da ist es furchtbar schmutzig! Da kann man nix essen! Und gefährlich ist es da auch!
Ja, stimmte auch mich nachdenklich. Aber ich wollte unbedingt hin. Zu reizvoll die vielen Bilder und Berichte, die ich schon gesehen habe. Evchen zu neugierig ;-). Wie es war? Ich nehm euch online mit auf meinen kleinen Trip. Und vielleicht hilft er euch ja auch ein bisschen, falls ihr selbst mit dem Gedanken spielt – wäre Indien auch was für mich?
Das erste Mal indischen Boden betreten, habe ich in Mumbai (früher Bombay), eine gigantisch große Stadt mit unfassbar vielen Menschen. Tatsächlich wird mir gerade klar, dass es die bevölkerungsreichste Stadt ist, die ich bisher besucht habe. Laut Wikipedia aktuell auf Platz 7 des Weltrankings… Wow…
Ich muss auch gestehen, wir haben uns eine einheimische Führerin organisiert, da wir doch gestehen müssen – in kurzer Zeit sich in einer so krassen Stadt zurechtzufinden ist gar nicht so einfach. Wir hatten viel vor und da lässt sich mit einem eigenen Fahrer und einem guten Guide doch viel Zeit und Stress ersparen. Würde ich genau so wieder machen! Von den Insidertipps gar nicht erst zu sprechen…
Tatsächlich muss ich gleich sagen: Mumbai ist nix für Menschen, denen große Menschenansammlungen und Enge ein Gräuel sind… Gut, wir haben nur die “light version” erlebt, da wir das große Glück hatten zu den Holi-Feiertagen in der Stadt zu sein. Diverse Einheimische behaupteten, dass überhaupt nichts los wäre auf den Märkten, weil alle feiern würden… um ehrlich zu sein, habe ich das jetzt nicht ganz so empfunden, aber ich bin auch ein Landei!
Falls ihr die Gelegenheit habt, ein echtes Holi in Indien zu erleben – es ist der Wahnsinn! Ein Witz, was wir hier in Europa versuchen diesbezüglich nachzumachen…
Gerade dieses Holi hat mir aber gezeigt WIE gastfreundlich Inder sind. Nicht nur, dass dir jeder ein fröhliches Holi wünscht, sondern wir wurden auch ständig eingeladen mitzufeiern! Gut, und natürlich ist man auf Mumbais Straßen ständig in Wasser- und Farbschlachten geraten – von großen und kleinen Kindern ;-)! Aber das sehen dort zum Glück alle sehr entspannt. An Holi ist das alles erlaubt.
Wenn ich schon von Farben spreche: Ich war wirklich überrascht wie gegensätzlich das ist. Wie staubig und schmutzig die Straßen sein können, aber einmal um die Ecke gegangen, man auf einem unfassbar farbenfrohen Blumenmarkt steht. Es war wie im allerschönsten Bilderbuch.
Ich habe mich kaum sattsehen können in dieser Stadt. Jedes Viertel hat seinen eigenen, kleinen Markt, auf dem man alles bekommt, was man braucht. Eigentlich muss man gar nie in den Supermarkt hier. Selbst einen kleinen Müller haben wir gefunden, dem man sein Getreide bringen kann und der es zwischen den Mühlsteinen zu Mehl mahlt… mitten in dieser Millionenstadt! Aber frisches Gemüse und Obst und auch das Kochen ist ein großes Thema.
Ich habe mich bis auf wenige Ausnahmesituationen nie unwohl gefühlt. Okay, direkt am Hafenausgang, wo extrem viele Bettler auf einem Haufen waren, das war mir schon unangenehm. Aber tatsächlich haben wir uns nicht anders verhalten, als wenn wir auf der Spanischen Treppe in Rom oder am Eiffelturm in Paris unterwegs wären. Was bei gesundem Menschenverstand in Europa nicht ungefährlich ist, ist es in Indien auch nicht. Aber das versteht sich ja von selbst! Nicht in jedem Hinterhof mit der eigenen gut gefüllten Geldbörse zu winken ist da clever ;-).
Und natürlich: Leider gibt es aktuell immer noch keine Lösung für die klaffende Schere zwischen arm und reich. In dieser Stadt kann mancher Anblick unerbittlich sein: Herzzerreißend ein Baby, das in Lumpen gehüllt am Straßenrand im Dreck liegt und die Menschen, die so leben müssen. Und das Traurige: Man fühlt sich so machtlos und schämt sich, dass man sich tatsächlich darüber geärgert hat, dass man im Supermarkt gerade dies oder jenes nicht mehr bekommen hat.
Viel im Voraus zu lesen und zu planen hat wirklich geholfen, dass wir uns in dieser Stadt besser, schneller und sicherer zurechtgefunden haben. Aber auch die Unterstützung durch einen ortskundigen Guide (und nein, ich meine keinen “my friend”, der dir spontan seine mannigfaltigen Ortskenntnisse anbietet zu einem “good price”) ist definitiv sein Geld wert, wenn man nicht ewig Zeit hat sich auch mal zu verlaufen oder sich unsicher fühlt.

Was auf dem Bild nicht zu sehen ist, ist die vierspurige Schnellstraße nebenan…
Es passieren aber auch (im Nachhinein) sehr witzige Dinge: Du sprichst einen der zahlreichen Taxifahrer an, der dich zurück zum Hafen bringen soll und stellst fest, dass er kein Englisch versteht, weil sowohl bei “harbour”, “port”, “cruise terminal”, “ship” oder “boat” nur freundlichst lächelnd genickt wird… Okay, mit Händen und Füßen wurde dann doch noch die Wunschdestination festgelegt. Und irritieren lassen darf man sich auch nicht davon, dass der Tacho, sobald der Taxifahrer Gas gibt, in alle Richtungen ausschlägt. Tüv wird überbewertet ;-). Wobei das nicht heißen soll, dass man hier nicht Taxifahren sollte: Preislich fair und aufgrund von suboptimal vorhandenem öffentlichem Nahverkehr und schwierig lesbaren Fahrplänen absolut in Ordnung. Man sollte nur drauf achten, dass das Taxameter läuft oder ein Preis vereinbart wird und die Taxilizenz sichtbar ist. Versucht nicht, das zu Fuß zu schaffen. Auch in Mumbai gibt es Ecken, die für Fußgänger völlig unmöglich sind…
Mit dem Essen vor Ort waren wir deutlich vorsichtiger als in Thailand… Wir haben uns auf ausdrückliche Empfehlungen verlassen und das hat sich als goldrichtig erwiesen. Eine Garantie gibt es natürlich nie, aber bei uns hat es erfreulicherweise geklappt ;-).

jede Menge Knabberkram – sehr beliebt vor dem Essen

Paneer-Käse
Auf frische Zutaten wird immensen Wert gelegt. Diese Dame verkaufte an ihrem Stand auf dem Markt ausschließlich Sproßen und gekeimte Saaten. Wahnsinnig tolle Auswahl und es roch sehr frisch (und sah auch so aus).
Ingwer, Kurkuma und mindestens fünf verschiedene Sorten Knoblauch habe ich gezählt…
Der Inder liebster Sport ist ganz klar Cricket. In jeder noch so kleinen Straße spielen schon die Kinder in jeder freien Minute :-). Er ist sogar so wichtig, dass es ein Hupverbot an einem großen Cricketfeld im schönen Viertel rund um den Oval Maidan gibt.

Hupen verboten neben einem Cricket-Feld
Direkt gegenüber eines der Wahrzeichen Mumbais:

Rajabai Clock Work Tower
Auch einen Abstecher zu dem abendlichen Hotspot Mumbais haben wir gemacht: Chowpatty Beach, der Stadtstrand.
Wir haben versucht so viele Eindrücke wie möglich zu bekommen. Zugegeben nicht jedermanns Sache, aber uns hat es sehr gefallen.
Als kleine Tipps für euren sightseeing-Plan in Mumbai:
– Malabar hill (edleres Nobelviertel)
– dort gelegen: The hanging gardens mit schönen Blumen und ein bisschen Ruhe zum Durchatmen
– Banganga Tank (ein großes Wasserbassin an dem der Gott Rama Zuflucht fand)
– Jain Temple in Malabar hill
– viktorianisches Viertel rund um den Oval Maidan (flora fountain, Rajabai clock work tower etc.)
– Flaniermeile (wers mag): Coloba Causeway
– Iskon Tempel
– Gateway of India neben dem Taj Mahal Hotel (hier starten auch Boote zur Insel Elephanta)
– Mahatma Ghandi museum
– Marina drive (zum Schlendern – ein schönes Eckchen nicht nur für Jogger)
– Dhobi Gat (Freiluftwäscherei)
– rund ums Fort: Victoria Station (allein schon von außen sehenswerter Bahnhof)
– beim Spazierengehen: Prince-of-Wales-museum, David-Sassoon-Bibliothek,…
Diese kleine Liste ist nur ein kleiner Anhaltspunkt. Wenn man nicht gerade sehr viel Zeit hat in dieser Stadt, so gibt es doch so unfassbar viel zu sehen. Ich glaube mit einer guten Woche hat man zumindest einen noch besseren Einblick… 🙂 Wir müssen also wiederkommen!

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